Cetviny / Zettwing
Die Maltsch als Grenzfluss zwischen dem Mühlviertel und Südböhmen kann Geschichten erzählen: grenzenlos in der Monarchie, Staatsgrenze nach dem 1. Weltkrieg, im Dritten Reich „Oberdonau“, die Aussiedlung der Sudetendeutschen, der „Eiserne Vorhang“ mit der Schleifung von Zettwing und nun gemeinsam in Europa.
Den dichten Waldgürtel zwischen Donau und Moldau überwanden bereits die Kelten über Windhaag nach Zettwing/Cetviny (CZ) mit einem Netz von Saumpfaden. Zahlreiche keltische Orts- und Flurnamen verewigten sich als „Sprachkonserven“ in der Landschaft. Die Maltsch als „träge Dahinfliessende“ verknüpft so Windhaag als „befestigte Lichtung“ mit Zettwing, der „Waldlichtung“. Unter Premysl Ottokar, dem gemeinsamen Landesherrn (1251-1276) entstanden die Dörfer. Die damals gebaute Granitbrücke in Mairspindt hält bis heute all den Schicksalsschlägen stand: Schmuggel in der Zwischenkriegszeit, Kugelhagel zwischen NS-Freikorps und tschechischem Militär, tragischer Tod des Zöllners Jaroslav Novák, Flüchtlinge und Vertriebene nach 1945, die Russen im Zollhaus, „tote Grenze + Todeszone“ bis 1989 und schließlich seit 2004 wieder „grenzenlos“. Nach der Schleifung des Marktes Zettwing/Cetviny 1955/56 blieben nur noch die Pfarrkirche als Viehstall und eine Grenzkaserne. Heute ist die Marienkirche von Zettwing mit den 600 Jahre alten Fresken ein Symbol für eine neue Zeit.
Video: Verlassene Dörfer - Zettwing